Beschreibung:
Sich in einem Land, dessen Sprache für uns keinerlei vertraute Laute hergibt und dessen Schriftzeichen ein einziges Rätsel bleiben, nach UnOrten umzuschauen, ist fast unmöglich. Bei all der Schönheit und kulturellen Vielfalt bleibt die Frage nach dem, was hinter all den Lauten und Zeichen wohl stecken mag, immer präsent. Außerdem birgt vieles von dem, was uns – aufgrund unserer Sprach- und Schriftunkenntnis – rätselhaft bleibt, schlichtweg gar nichts, was die Einordnung als ‚UnOrt‘ im eigentlichen Sinn zulässt.
Aus diesem Grund sind die Auswahlkriterien auf dieser Reise etwas andere als bei den anderen UnOrten:
- Was passt hier überhaupt nicht her?
- Wieso macht man denn bloß so etwas?
- Wer kam denn auf diese Idee?
- Was verursacht in uns so ein seltsames Gefühl?
Alles in allem können und wollen wir nur ein paar Beispiele hierfür zeigen, denn unsere ortskundigen Begleiter waren stets bemüht, uns in Jordanien so freundlich wie irgend möglich zu empfangen, zu führen und uns alles Erdenkliche aus dem Weg zu räumen. Die beeindruckende jordanische Gastfreundschaft lässt beim Gast keine Wünsche offen, denn das Prinzip der Gastgeber lautet: „Über Unangenehmes werden wir uns mit dir, lieber Besucher, nicht unterhalten.“ Und das wird sogar ganz offen ausgesprochen.
Wie fast überall vereinen die UnOrte verschiedenste Perspektiven in sich: In Jordanien kann das gleichzeitig Angenehmes, Erleichterndes oder Schönes sein. Wieder einmal liegt also alles im Auge des Betrachters.
Märchen aus 1.000 und einer Nacht
Hotelburgen am Strand sind out, das wissen wir längst. Doch muss man heutzutage gleich eine Kulisse aufbauen, die uns in ein vermeintliches Märchen aus 1000 und einer Nacht versetzt?
Wo sind die kreativen und phantasievollen Architekten, die brutale Hotelkästen vermeiden und trotzdem Stil, Atmosphäre und Geschichte eines Landes in neugebaute Realität umsetzen?
Wenn wir in ein uns fremdes Land reisen, brauchen wir doch nicht noch mehr Kitsch in unserem Gepäck.
Zeitgemäße, authentische Architektur wäre ein wünschenswertes Souvenir, das ich zu gerne mit nach Hause brächte. Bestimmt würde sie sich auch auf Ansichtskarten gut machen. Aber die gibt es vermutlich ebenfalls bald nicht mehr.
UnOrt Nummer 1: Hotel in scheinbarer Beduinen Optik am Toten Meer
Zwischen rätselhaft und aalglatt
In einem anderen Kulturkreis gehört es durchaus dazu, vor Unbekanntem zu stehen. Rätseln, was man im Inneren der Geschäfte wohl anbietet. Was die Zeichen wohl bedeuten, wofür mögen sie fast übergroß werben? Beobachten, welche Menschen die Geschäfte betreten, darüber spekulieren, womit bepackt sie es wieder verlassen. Das gehört zum Reisen, zum Finden neuer Orte.
Krasser Gegensatz: die aalglatte Welt der unzähligen Malls und Duty Free Shops. Identitätslos können sie an jedem Ort, auf jedem Kontinent angesiedelt sein. Design bis zum Abwinken. Plastikwelt. Ohne Atmosphäre, ohne Stimmung. Künstliche Beduftung. Beschallung. Ganz weit weg vom brodelnden Leben in Ammans quirligen Innenstadtvierteln.
UnOrt Nummer 2: Duty Free in Amman
Das steht hier doch nur so rum
Nomen est Omen? Eine Holzbank, Kissen aus dem Beduinenzelt, Reste eines Lagerfeuers, Dosen, Plastikmüll. Was steht und liegt hier nur alles herum? Eben: „Wadi rum“.
Nach dem abendlichen Event, zu dem ein paar Jeeps aus Aqaba eigens heranbrausen und eine Ladung fröhlicher Gäste förmlich in den Wüstensand ausspucken, wird am Lagerfeuer Pitabrot gebacken und der Sundowner genossen. Vermutlich nicht nur arabischer Tee, wie Dosen und Plastikflaschen am nächsten Morgen bezeugen. Loses Mobiliar aus dem Camp …
Wadi rum
Traumort für Reisende, Stillesuchende. Roter Sand. Felswände. Bizarre Formen. Endloser Blick. Sunset. Sternenhimmel.
Mögen die „Sieben Säulen der Weisheit“ des Lawrence von Arabien doch endlich Besuchern und Bewohnern einen Wink geben: Picknickreste gehören nicht einfach hinter den Fels geworfen. Plastikmüll, Dosen und sonstige Insignien unserer westlichen Kultur haben bei prähistorischen Felszeichnungen nichts zu suchen. Der Jeep, das Dromedar und der Esel, die all das hergebracht haben, können, nein, müssen alles wieder zurücktransportieren!
Ansonsten ist es mit der Idylle bald vorbei. Dann findet sich hier demnächst ein weiterer UnOrt. Im Übrigen: Man spricht es „Wadi ramm“ aus …
UnOrt No 03: Beduinen-Camp nach einem abendlichen Event